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Was ist Prozessorientierung – Teil 4: Prozesskennzahlen

Ein Geschäftsprozess kann nur „beherrscht“ („gemanagt“) werden, wenn er auch gemessen werden kann (Hinterhuber, 1995). Die Implementierung von Performance-Indikatoren für die Geschäftsprozesse des Unternehmens ist Teil eines unternehmensweiten ganzheitlichen Prozessmanagements (Melan, 1989) und ist wichtig für die Prozessoptimierung. Indem man Kennzahlen auf Geschäftsprozesse anstatt auf Funktionen des Unternehmens bezieht, können organisatorisch getrennte Funktionen/Einheiten des Unternehmens auf gemeinsame Wertschöpfung ausgerichtet werden (Hammer, 2007). In Zusammenhang mit Prozesskennzahlen sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Ableitung der Prozesskennzahlen von den Unternehmenszielen und/oder von den Kundenanforderungen
  • Regelmäßige Erhebung der Prozessperformance-Daten
  • Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung bei schlechter Prozessperformance
  • Regelmäßige Präsentation der Prozesskennzahlen an die Prozessausführenden

Was ist Prozessorientierung – Teil 3: Die Rolle des Prozesseigners

  • Jeder Geschäftsprozess in einem Unternehmen sollte einen sogenannten Prozesseigner haben (auch Prozessverantwortlicher oder Process Owner genannt). Ein Prozesseigner hat durchgängige Verantwortung für den Geschäftsprozess (Osterloh and Frost, 2006; Suter, 2009). Die Existenz von Prozessverantwortlichen ist der größte Unterschied zwischen einer prozessorientierten und einer funktional-orientierten Organisation. Darüber hinaus ist Prozessverantwortung eine permanente Rolle (Hammer und Stanton, 1999).
Der Prozesseigner trägt die durchgängige Verantwortung für den Geschäftsprozess

Der Prozesseigner trägt die durchgängige Verantwortung für den Geschäftsprozess

Neben umfangreichem Wissen über den Geschäftsprozess benötigt der Prozessverantwortliche auch Führungsfähigkeiten und Führungserfahrung (Schmelzer und Sesselmann, 2006). Der Prozesseigner muss die Kompetenz haben, im Interesse seines Geschäftsprozesses zu handeln (Hinterhuber, 1995). Eine wichtige Aufgabe des Prozesseigners ist die kontinuierliche und proaktive Verbesserung/Optimierung seines Geschäftsprozesses.

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Was ist Prozessorientierung – Teil 2: Management Commitment

Das Management eines prozessorientieren Unternehmens unterstützt aktiv das Prozessmanagement. Ohne Unterstützung durch das Management kann sich das Potential der Prozessorientierung nicht voll entfalten. Steht das Management nicht aktiv hinter dem Prozessgedanken und treibt es das prozessorientierte Denken nicht voran, ist das Risiko groß, dass das Prozessmanagement scheitert (Hinterhuber, 1995).

  • Prozessorientierung sollte nicht als schnelle oder kurzfristige Lösung verstanden werden. Das Management eines Unternehmens sollte das Prozessmanagement nicht als einzelnes Projekt, sondern als langfristiges Commitment auffassen (Hammer, 2007).
  • Im Idealfall hat das Unternehmen einen sogenannten Chief Process Officer (CPO) ernannt. Der CPO versteht das Konzept der Prozessorientierung in hohem Maße und ist für die unternehmensweite Weiterentwicklung des Prozessmanagements verantwortlich (Schmelzer und Sesselmann, 2006)
  • Das Management des Unternehmens sollte aktiv im Prozessmanagement involviert sein (Hammer, 2007); z.B.
    • Festlegung von Performance-Zielen für einzelne Geschäftsprozesse
    • Entscheidung zwischen verschiedenen Design-Varianten eines Geschäftsprozesses
    • etc.

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Was ist Prozessorientierung – Teil 1: Design und Dokumentation von Geschäftsprozessen

Die Identifizierung und Analyse der Geschäftsprozesse eines Unternehmens erweist sich oft als schwierige Aufgabe, da Geschäftsprozesse oft unbekannt sind, keinen expliziten Namen tragen bzw. nicht in irgendeiner Form visualisiert sind (Kiraka and Manning, 2005). Ein Unternehmen prozessorientiert zu managen setzt voraus, dass man weiß, welche Geschäftsprozesse im Unternehmen ablaufen und wie diese Prozesse miteinander interagieren. Eine präzise Definition der Geschäftsprozesse eines Unternehmens ist der Startpunkt des Prozessmanagements (Hinterhuber, 1995).

Design einer vollständigen und einheitlichen Prozesslandkarte. Die Prozesslandkarte, oft auch Makro-Design (Suter, 2004), Makromodell (Schantin, 2004) oder „macro enterprise process map“ (Gardner, 2004) genannt, gibt einen Überblick über die Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Eine Prozesslandkarte sollte top-down gestaltet werden.

Spezifikation und Dokumentation der Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Einmal identifiziert, sollten die Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit einem expliziten Namen versehen, ihre Inputs und Outputs definiert (Walter, 2009; Schantin, 2004) und ihre internen/externen Kunden/Lieferanten festgelegt werden (Davenport and Short, 1990; Childe et al., 1994). Natürlich sollte der Ablauf eines Geschäftsprozesses auch in angemessener Granularität visualisiert werden. Da die Sinnhaftigkeit einer Prozessdokumentation, die nicht up-to-date ist, fraglich ist, sollte die Dokumentation rechtzeitig nachgezogen werden, wenn sich das Design eines Geschäftsprozesses ändert.

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Segmentierung von Geschäftsprozessen

Die Idee der Segmentierung von Geschäftsprozessen geht – wie die Idee der Kaskadierung – auf Chris Tipotsch (1997), Andreas Suter (2004) und Dietmar Schantin (2004) zurück. Auch andere Autoren behandeln diesen Denkansatz: Osterloh and Wübker (1999) sprechen von Triagen, Gaitanides (2007) spricht von Prozessvarianten. Die Idee ist in der unteren Abbildung dargestellt.

Segmentierung von Geschäftsprozessen

Segmentierung von Geschäftsprozessen

Als Ausgangssituation soll ein Geschäftsprozess dienen, der eine heterogene (unternehmensinterne) Kundenstruktur bzw. einen heterogenen (unternehmensinternen) Markt bedienen soll. Die Idee der Segmentierung besteht nun darin, dass man Segmente (Prozessvarianten) des Geschäftsprozesses bildet, sodass jede gebildete Prozessvariante eine homogene (interne) Kundenstruktur bzw. einen homogenen (internen) Markt bedienen kann.

Beispiele für denkbare Segmentierungskritieren für Geschäftsprozesse sind in der unteren Abbildung dargestellt:

  • Segmentierung nach Komplexität der Geschäftsfälle
  • Segmentierung nach Kundentyp
  • Segmentierung nach geografischen Gesichtspunkten
Beispiele für denkbare Segmentierungskriterien für Geschäftsprozesse

Beispiele für denkbare Segmentierungskriterien für Geschäftsprozesse

Kaskadierung von Geschäftsprozessen

Die Idee der Kaskadierung von Geschäftsprozessen geht auf Chris Tipotsch (1997), Andreas Suter (2004) und Dietmar Schantin (2004) zurück.

Bei einer Kaskadierung besteht zwischen zwei Geschäftsprozessen eine (interne) Kunden-Lieferanten-Beziehung (siehe Abbildung unten).

kaskadierung

Kaskadierung von Geschäftsprozessen

Prozess A, der als interner Kunde agiert, bestellt eine Leistung bei Prozess B, der als interner Lieferant agiert. Prozess B führt den internen Auftrag aus und liefert das Ergebnis zurück an den Besteller (Prozess A). Die Idee der Kaskadierung hat rekursiven Charakter, d.h. Prozess B kann seinerseits wiederum eine Leistung bei einem dritten Prozess bestellen, usw.

Hohe zukünftige Bedeutung des Prozessmanagements

Laut dem Artikel „Organisation 2015“, veröffentlicht in „Zeitschrift für Führung und Organisation (zfo)“, Heft 5/2009, gehört Prozessmanagement zu den klaren Spitzenreitern in der Rangliste der Zukunftsthemen für Unternehmen. Die vorgestellte Studie wurde von der Boston Consulting Group (BCG) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Organisation (gfo), der Österreichischen Vereinigung für Organisation und Management (ÖVO) und der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) durchgeführt. Sie basiert auf einer Befragung von mehr als 1000 Führungskräften und Organisationsexperten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus unterschiedlichen Branchen. Nahezu jeder dritte Befragte zählt Prozessmanagement zu den wichtigsten fünf Organisationsthemen der Zukunft.

Studie zur Prozessorientierung von Industrieunternehmungen

Wie sehr prozessorientiert sind Industrieunternehmungen?

Dieser Artikel stellt eine grobe Zusammenfassung des Konferenzbeitrags „Kohlbacher, M.: Process Orientation of Manufacturing Companies“ an der GBDI International Conference im Oktober 2008 in Las Vegas, USA dar.

Anstatt die funktionale und hierarchische Organisationsstruktur zu betonen, fokussieren prozessorientierte Unternehmungen auf ihre Geschäftsprozesse. Im Zusammenhang mit Prozessorientierung kommt immer auch der Begriff „Geschäftsprozessmanagement“ vor. Geschäftsprozessmanagement bedeutet, die Organisation auf Basis ihrer Geschäftsprozesse zu managen, d.h. Geschäftprozesse zu gestalten (top-down), zu dokumentieren und (ständig) zu verbessern. Ein Geschäftsprozess soll hier als eine logische Abfolge von Aktivitäten verstanden werden, welche für den (internen/externen) Kunden Wert erzeugt. Ein Geschäftsprozess hat außerdem klar festgelegte Inputs/Outputs und ist einer durchgängigen Verantwortung unterstellt (Prozesseigner/Prozessverantwortlicher).

Forschungsfragen

Folgende Fragen werden in diesem Beitrag behandelt:

  1. Zu welchem Grad sind Industrieunternehmungen prozessorientiert?
  2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Unternehmungsgröße und Prozessorientierung?
  3. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Produktionstyp (Einzelfertigung, Serienfertigung) und Prozessorientierung?
  4. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Branchenzugehörigkeit und Prozessorientierung?
  5. Welche Prozessorientierungskonstrukte korrelieren miteinander wie stark?

Forschungsdesign

Basierend auf umfangreicher Literaturrecherche und Experteninterviews wurde ein Modell (Messinstrument) entwickelt, welches zur Messung des Grades der Prozessorientierung einer Unternehmung herangezogen wurde. Dieses Modell besteht aus zehn Konstrukten:

  • Prozessdesign und Prozessdokumentation
  • Unterstützung des Managements
  • Prozesseigner
  • Prozesskennzahlen
  • Unternehmenskultur
  • IT
  • Organisationsstruktur
  • Mitarbeiter und Expertise
  • HR Systeme
  • Koordination und Integration von Prozessprojekten

Ausgehend von diesem Modell wurde ein Fragebogen entworfen, mit dem über hundert österreichische Unternehmungen (GmbHs und AGs ab 50 Mitarbeiter in den Branchen „Maschinenbau“ und „Herstellung von Metallerzeugnissen“) persönlich befragt wurden (jeweils ein Interview pro Unternehmung, wobei die Zielpersonen hauptsächlich Qualitätsmanager, Prozessmanager, Organisationsentwickler, IT-Manager oder Mitglied der Geschäftsführung waren).

Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Durchschnittsunternehmen dokumentiert zwar seine Prozesse zu einem gewissen Grad, jedoch ist die Implementierung von Prozesskennzahlen noch nicht weit fortgeschritten. Des weiteren erfährt das Durchschnittsunternehmen mittelstarke Unterstützung des Top-Managements, sich mit Prozessen auseinanderzusetzen. In den befragten Unternehmen schwankt die Etablierung der Prozesseigner-Rolle sehr stark, d.h. hinsichtlich dieses Kriteriums unterscheiden sich die Unternehmen sehr stark voneinander.

Es besteht kein Zusammenhang zwischen Unternehmungsgröße und Prozessorientierung, d.h. mittlere Unternehmungen (von 50 bis 250 Mitarbeiter) und große Unternehmungen (ab 250 Mitarbeiter) unterscheiden sich nicht signifikant bezüglich des Grades der Prozessorientierung. Des Weiteren gibt es keinen Unterschied hinsichtlich Prozessorientierung zwischen den Branchen „Maschinenbau“ und „Herstellung von Metallerzeugnissen“. Auch zwischen Produktionstyp und Prozessorientierung gibt es keinen signifikanten Zusammenhang, d.h. Serienfertiger sind nicht „mehr prozessorientiert“ als Einzelfertiger (detto vice versa). Interessant sind auch die Korrelationen zwischen den einzelnen Prozessorientierungs-Konstrukten: Demnach korrelieren alle Konstrukte stark miteinander. Eine sehr starke Korrelation besteht z.B. zwischen „Prozesseigner“ und „Prozesskennzahlen“, d.h. Unternehmungen, die die Prozesseigner-Rolle implementiert haben, arbeiten auch verstärkt mit Prozesskennzahlen.

Prozessorientierung

Prozessorientierung bedeutet – anstatt die funktionale und hierarchische Organisationsstruktur zu betonen – die Geschäftsprozesse einer Organisation in den Mittelpunkt der Betrachtung und der Organisationsgestaltung zu stellen. Eine prozessorientierte Unternehmung wird oft auch als

  • “horizontal organization” (=”Horizontale Unternehmung”),
  • “process centered organization”,
  • “process enterprise”,
  • “process focused organization” oder
  • “process organization” (=”Prozessorganisation”)

bezeichnet. Der Begriff der Prozessorientierung ist u.a. in den Themenbereichen Unternehmensorganisation, Unternehmensstrategie und Qualitätsmanagement angesiedelt.

Business Process Management Conference 2010

Die Business Process Management Conference 2009 (http://www.bpm2009.org) wurde auf der Universität Ulm vom 7. bis 10. September 2009 abgehalten. Die Konferenz im nächsten Jahr wird am Stevens Institute of Technology in Hoboken, New Jersey, USA, vom 14. bis 16. September 2010 stattfinden. Alle Details dazu findet man unter http://www.bpm2010.org.